Socialwork abroad
Ein Post von Verena Rudolph
Eigentlich bin ich ein echtes Mädchen, deswegen hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich mal eine Ratte mein Eigen nenne. Tatsächlich bin ich aber seit knapp einem Jahr die stolze Patin von Shuri.
Shuri ist 72cm groß und wiegt 870g. Sie ist vier Jahre alt und gehört zu der Spezies der Riesenhamsterratten. Seit geraumer Zeit rettet sie Leben und ich helfe ihr mit meiner Patenschaft dabei. Shuri ist eine der Ratten, die im Auftrag der Non-Profit-Organisation APOPO in Angola Landmienen erschnüffelt. Als ich die Patenschaft übernommen habe, war sie noch eine ‚rat in training‘, also in der Ausbildung. Mittlerweile ist sie ein kleiner Profi.
Die Organisation APOPO (“Anti-Persoonsmijnen Ontmijnende Product Ontwikkeling”, oder auf Englisch “Anti-Personnel Landmines Detection Product Development”) arbeitet seit über 20 Jahren in dem Bereich der Landminenerkennung und forscht seit der Gründung am Einsatz von Ratten als Detektoren. Die Idee Ratten als Spürnasen einzusetzen geht auf das Gründungsmitglied der Organisation Bart Weetjens zurück, der selbst als Kind Ratten als Haustiere besaß.
Warum Ratten?
Nicht nur besitzen diese Ratten einen hervorragenden Spürsinn und sind sehr lernbegierig sowie ausgesprochen gut zu trainieren, sie sind außerdem kostengünstig in den Lebenshaltungskosten und gehören zu den heimischen Tieren in den Einsatzgebieten. Darüber hinaus, und das ist vielleicht das Wichtigste, sind die Tiere zu leicht um eine Landmiene selbst auszulösen.Die Ursprungsidee erwies sich als außerordentlich erfolgreich. Mittlerweile ist APOPO eine weltweit operierende Non-Profit-Organisation mit einem Headquarter in Tansania und bildet Ratten nicht nur zum Erschnüffeln von Landmienen sondern auch zum Erkennen von Tuberkulose aus.
Momentan arbeiten über 150 Ratten für die Organisation. Während die größte Anzahl der Tiere im Feld tätig ist, gehört ein Teil zum hauseigenen Zuchtprogramm, andere sind der Forschungs- und Entwicklungsabteilung zugeordnet, einige wenige sind als Botschafter in amerikanische Zoos abgeordnet, während manche den aktiven Dienst bereits hinter sich haben.
Das Training
Das Training für eine Ratte beginnt bereits im Alter von 4 Wochen. Der erste Task ist, die Ratte an die menschliche Umgebung zu gewöhnen. Während des gesamten Trainingsprozesses wird mit operanter Konditionierung gearbeitet. Mit 10 Wochen wird die Babyratte von der Mutter entwöhnt. Nun lernt sie Klickgeräusche mit leckeren Snacks zu verbinden. Wenn die Tiere das verlässlich gelernt haben, kann mit dem eigentlichen Training begonnen werden. Dann geht es an die Detektion von Sprengstoff oder Tuberkulose. Jede Ratte, die erfolgreich ausgebildet werden konnte, arbeitet in ihrem Einsatzgebiet 5 Tage die Woche, für eine halbe Stunde pro Tag, bis sie mit 6-7 Jahren in Rente geht. Über all dem steht jedoch immer das Wohlergehen der Tiere. Schließlich sind sie das wichtigste Glied in der Kette. Die Ausbildung einer Ratte kostet ungefähr 6.000€. Die Kosten für Lebenshaltung und Tierarzt belaufen sich auf etwa 5€ pro Ratte im Monat. Dieser Betrag entspricht den monatlichen Kosten für eine Patenschaft.Die Organisation bildet nicht nur Ratten, sondern eigene Tiertrainer in den Einsatzländern aus und schafft so Arbeitsplätze für die einheimische Bevölkerung. Da die Tiere sich nicht besonders stark an den Menschen binden, können sie von verschiedenen Personen angeleitet werden.
Einsatzgebiete
Mittlerweile ist die Organisation in Angola, Mosambik, Vietnam, Thailand, Kambodscha, Zimbabwe und Kolumbien tätig. In Kambodscha gibt es seit kurzem ein Besuchszentrum, indem sich bereits mehr als 12.000 Menschen über die Arbeit der NGO informiert haben.Viele weitere Anfragen zum Einsatz werden an APOPO gestellt, aber bevor man in einem Land tätig werden kann, müssen viele finanzielle und bürokratische Hürden genommen werden.
Die Zahlen und Fakten
Cash ist also, wie überall, ein wichtiges Thema. Im Jahr 2018 gelang es APOPO mehr als 4,4Mio € zu akquirieren.Während der größte Teil aus Zuwendungen durch Stiftungen stammte, kamen mehr als 700.000€ durch Public Fundraising. Das war beinahe so viel wie die Zuwendungen durch Regierungen. Etwas über 100.000€ konnten über Forschungsgelder eingenommen werden. Insgesamt wurde die GuV im Jahr 2018 mit einem Plus von etwas über 300.000€ abgeschlossen.
Da Fundraising zu einer wichtigen Einnahmequelle zählt, hat die Organisation hier die eigene Kompetenz gestärkt.
Im eigentlichen Tätigkeitsfeld, der Beseitigung von Landmienen, können sich die Zahlen ebenfalls sehen lassen. Insgesamt konnten im Jahr 2018 1.786.781 m² an über 4000 Menschen zurückgegeben werden, die nun nicht mehr fürchten müssen Opfer von Landmienen zu werden.
Im Bereich der Tuberkuloseerkennung wurden über 86.000 Proben getestet. Davon konnten mehr als 30.000 potentielle Infektionen gestoppt und ca. 2000 Fälle angezeigt werden.
Ihr seht also, dass mein Investment in Shuri durchaus gut angelegt ist.
Vielleicht braucht ihr ja noch Ideen für ein Weihnachtsgeschenk, wie wäre es also mit einer Patenschaft für eine HeroRat? In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!
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