Ein Post von Verena Rudolph
Habt ihr schon von dem neuesten Trend der Arbeitswelt gehört? Er nennt sich Workation. Christoph Sonntag würde sagen: „Das ist das neuste Mascht-Häffle“.
Workation ist eine Kombination der englischen Begriffe „work“ und „vacation“. Aha. Aber was soll das denn heißen? Damit sind nämlich nicht die bloggenden Menschen auf Endlos-Reisen gemeint, auf die wir alle so neidisch sind.
Teilzeit-Sabbatical für High Profiler
Tatsächlich verbirgt sich hinter dem Begriff eine Art Teilzeit-Sabbatical für High Profiler, also Menschen in leitenden Positionen, die nicht einfach mal eben ein Jahr Auszeit nehmen können. Ihr könnt euch das also so verstellen: Chef*in* macht Urlaub, vielleicht auf Ko Samui und arbeitet den halben Tag im Vacationoffice und den anderen halben Tag macht er*sie Urlaub. Abgewandelt gehen ganze Teams in die Workation. Hierfür gibt es sogar schon professionelle Anbieter, die Unterkünfte suchen und Coworking Spaces zur Verfügung stellen. Klingt das gut? Wollt ihr wirklich mit euren Kolleg*innen in den Urlaub? Außerdem, wie schlimm kann es wirklich werden, wenn man sich mal für 4-6 Wochen wirklich von der Arbeit abmelden würde? Würde die Welt untergehen?
Ich finde Workation klingt jenseits der Realität! Vor allem für Unternehmen der Sozialwirtschaft. Wie effektiv könnte eine Klientenberatung per Skype oder FaceTime sein? Wie pflegt man jemanden virtuell?
Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben
Natürlich ist es unheimlich wichtig, einen Ausgleich zur Arbeit und Zeit fürs Privatleben zu haben. In einer kürzlich erhobenen, nicht repräsentativen Umfrage wurde nach den immateriellen Wünschen der Menschen in Süddeutschland gefragt. Die meisten Wünsche waren im familiären, sozialem sowie partnerschaftlichem Umfeld zu finden. Sie drehten sich vor allem darum, die Zeit sinnstiftend und mit den wichtigen Menschen im Leben zu verbringen. Deutlich weniger Wünsche handelten von Themen rund um die Arbeit.
Warum registriert die Wirtschaft nicht endlich, dass wir alle einfach weniger arbeiten müssten, um mit uns und unseren Bedürfnissen im Einklang zu sein?
Wie wäre es also stattdessen mit einer 4-Tage Woche, bei vollem Gehalt? Klingt das zu progressiv? Ich bin sicher, dass Arbeitgeber und Krankenkassen davon wirtschaftlich profitieren würden und letztlich auch die Volkwirtschaft. Von den positiven Effekten auf Familien, der Reduzierung des Gender Pay Gaps und dem Ende der Teilzeit-Falle ganz zu schweigen. Schließlich sind zufriedene Menschen produktiver und kreativer als gestresste Individuen. Stress wiederum ist ein nicht zu verachtendes Gesundheitsrisiko, im Falle von Burnout zum Beispiel, mit hohen Kosten für die Krankenkassen verbunden.
Vor allem in Arbeitsbereichen, in denen aktuell ein Fachkräftemangel herrscht, wie in der Pflege oder in den Kitas, wäre der 6-Stundentag oder die 4-Tage-Woche ein durchschlagendes Argument, um Arbeitnehmer*innen anzuwerben. Schließlich handelt es sich hier auch um sehr anstrengende, kräftezehrende Jobs.
Feldversuche
Tatsächlich gibt es bereits vereinzelt einige Feldversuche, in denen ganze Firmen auf eine 4-Tage-Woche oder 6 Stunden/Tag umgestellt haben. Dazu zählen unter anderem der Paddle-Board-Hersteller Stephan Aarstol oder die Softwarefirma Basecamps. In Schweden wird der 6-Stunden Tag auch in Sozial- und Gesundheitsunternehmen getestet, also in Kitas, Altenheimen und Krankenhäusern. In Deutschland ist beispielweise das Startup Tandemploy, mit 32 Wochenstunden für alle Arbeitnehmer, am Start. Die Erfahrungsberichte sind durchweg positiv. Es scheint also möglich zu sein.
Ich jedenfalls werde alles dafür tun, für mich dieses neue Arbeitsmodell zu verwirklichen. 4-Tage-Woche, ich komme! Who needs workation?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen